Vom 10. bis 14. Juni findet heuer die bundesweite Aktionswoche der Schuldnerberatung statt. Beratungsstellen führen diese mit Plakat- und Presseaktionen, im Internet und anderen öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten durch. Das diesjährige Motto lautet "Buy now, Inkasso später - Mit einem Klick in die Schuldenfalle". Unterstützt wird das Anliegen der Aktionswoche von den fünf Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen des Diözesan-Caritasverbandes Eichstätt. Deren Sprecherin Olivia Feyerlein von der Caritas-Kreisstelle Weißenburg sowie deren Kolleginnen und Kollegen in den anderen Kreisstellen erfahren, dass sich zunehmend Klientinnen und Klienten übers Handy und Tablet bei Online-Zahlungen verschuldeten, vor allem junge Menschen. "Für viele ist es bequem geworden, erst nach 30 Tagen zu zahlen, wenn gerade kein Geld auf dem Konto ist, aber genau das entwickelt sich dann oft zu einem ernsthaften finanziellen Problem, da sie den Überblick verlieren und sich schnell überschulden", so die Weißenburger Schuldnerberaterin.
Betroffene kommen erst spät
"Meistens kommen die Betroffenen erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, also wenn sie mit Ratenzahlungen nicht mehr hinterherkommen oder die ersten Mahnungen oder ein Inkassoschreiben da sind", informiert Olivia Feyerlein. Dann versucht sie, sich zunächst einen Überblick darüber zu verschaffen, welche Zahlungen schon abgebucht wurden, welche angemahnt wurden und welche nicht abgebucht werden konnten, weil das Konto der betreffenden Person nicht gedeckt ist. "Das ist der Klassiker", so die Caritas-Schuldnerberaterin.
Häufig schuldeten Betroffene Drittanbietern Geld für Online-Käufe, zum Beispiel für Musik, Spiele-Apps oder Bekleidung aus Versandhäusern. Ein Problem sei allerdings, dass die Caritas-Schuldnerberaterinnen und -berater auch mit einer Vollmacht keine Auskünfte bekämen. Diese würden nur dem Kontoinhaber erteilt. "Wenn allerdings dessen Konto wegen versäumter Zahlungen gesperrt worden ist, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als auf das Schreiben eines Inkassounternehmens zu warten", bedauert Olivia Feyerlein. "Und da dieses Inkassogebühren und Zinsen berechnet, ist die Summe oft um rund ein Drittel höher als die ursprünglichen Kosten", erfährt die Schuldnerberaterin. Glücklicherweise gelinge es ihr, mit den Inkassounternehmen oft einen Vergleich zu schließen, bei dem man sich auf eine geringere Summe einigt sowie auf Ratenzahlungen.
Damit solche Überschuldungen nicht entstehen, fordert Olivia Feyerlein gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) anlässlich der Aktionswoche, dass Dienstleister gesetzlich verpflichtet werden, für Transparenz zu sorgen. "Sie sollten direkt vor dem Bezahlprozess gut sichtbare Hinweise geben müssen, nicht versteckt im Kleingedruckten, wie bezahlt werden kann und zu welchen Kosten es kommt", so die Sprecherin der Schuldnerberatung im Bistum Eichstätt.
Finanzielle Allgemeinbildung nötig
Außerdem fordert sie, dass spätestens in der weiterführenden Schule eine finanzielle Allgemeinbildung erfolgt, also über den Umgang mit Geld, Handy und Internet unterrichtet wird. Für wünschenswert hielte es Olivia Feyerlein, wenn Schuldnerberaterinnen und -berater selbst in Schulen gehen könnten, um dort aufzuklären. "Eine solche Arbeit wird bisher allerdings nicht refinanziert. Das sollte der Fall sein."