Die Arbeit von rechtlichen Betreuerinnen und Betreuern wird immer anspruchsvoller. Darauf macht Olivia Feyerlein aufmerksam, die bei der Caritas-Kreisstelle Weißenburg Betreuungen führt. Bei den Betreuten gibt es nach ihrer Erfahrung immer mehr Doppeldiagnosen: "Viele leiden an einer psychischen Erkrankung und sehr häufig kommt ein Suchtproblem dazu, häufig Alkohol, aber auch andere Drogen. Der ‚Klassiker‘ unter den Betreuten ist eine paranoide Schizophrenie in Kombination mit Alkoholmissbrauch", so Olivia Feyerlein.
Für die Arbeit bedeute dies viele Herausforderungen. Da die Betreuungsfälle immer anspruchsvoller würden, könnten ehrenamtliche Betreuerinnen diese nicht übernehmen. "Bei uns im Landkreis bekommen die anspruchsvollen Fälle nur wir Vereine oder Berufsbetreuer. Ehrenamtliche bekommen laufende Fälle von uns, die ‚leichter‘ sind und wenn alles geregelt ist." Die Arbeit sei vor allem komplex, "da wir Betreuerinnen und Betreuer oft den Spagat zwischen den Wünschen der Betreuten und denen des Umfeldes, also Angehörigen, Vermietern und Ämtern leisten müssen". Oft herrsche zum Beispiel Unverständnis vor, wenn ein Betreuter verwahrlosen möchte und keine ambulanten Dienste ins Haus lassen will. "Dann können wir als Betreuerinnen und Betreuer nichts weiter tun." Häufig entstehe dann Frust im Umfeld nach dem Motto "aber man muss da doch was machen". "Gegen den Willen der Betroffenen können wir aber nur bei akuter Eigen- und Fremdgefährdung vorgehen. ‚Nur‘ eine verwahrloste Wohnung reicht da nicht", stellt die rechtliche Betreuerin klar.
Oftmals sei die Betreuungsarbeit auch eine Herausforderung, "da in der Gesellschaft ein völlig falsches Bild von rechtlicher Betreuung herrscht. Wir leisten keine Pflege, fahren mit den Betreuten nicht einkaufen oder räumen die Wohnung auf. Wir sind deren gesetzlicher Vertreter und organisieren die ambulante Situation im Rahmen unserer Möglichkeiten und der Wünsche des Betreuten", so die rechtliche Betreuerin.
Momentan werden an der Caritas-Kreisstelle Weißenburg und seinen Außenstellen Wemding und Gunzenhausen nach ihren Angaben rund 140 Betreuungen geführt, verteilt auf acht Betreuerinnen. "Wenn demnächst eine neue Kollegin für Gunzenhausen kommt, werden es rund 170 Betreuungen insgesamt sein." Im ganzen Bistum Eichstätt werden laut dem Caritasverband für die Diözese Eichstätt an den sechs Caritas-Kreisstellen Herrieden, Ingolstadt, Neumarkt, Nürnberg-Süd, Roth und Weißenburg insgesamt rund 400 rechtliche Betreuungen geführt.
Pressemitteilung
Rechtliche Betreuerinnen und Betreuer herausgefordert
Erschienen am:
31.07.2024
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