Aufklärungsarbeit an Schulen
Mitarbeiterinnen des Caritas-Frauenhauses Ingolstadt waren schon in 40 Schulklassen
Erfahrungen bei einem Projekttag
- "Mich hat erschreckt, welche krassen Fälle es bei häuslicher Gewalt gibt."
- "Ich wusste nicht, wie breit das Phänomen ist."
- "Für mich war der Spannungsbogen interessant, mit dem wir uns schrittweise dem Thema genähert haben."
Dies sind Stimmen von Schülerinnen und Schülern am Ende eines Projekttages. Dieser umfasste vier Schulstunden.
Nicht Hollywood, sondern Realität
"Zu uns kommen Frauen mit gebrochenem Jochbein, büschelweise ausgerissenen Haaren, Nierenblutungen oder auf dem Unterarm ausgedrückten Zigaretten. Das sind keine Storys aus Hollywood, sondern ist Realität bei uns", nimmt Antje Rössler im Gespräch mit den 17- bis 21-jährigen Menschen kein Blatt vor den Mund.
"Dabei sind für viele körperliche Gewalttaten noch nicht einmal das Schlimmste, sondern die Demütigungen, die damit verbunden sind", deutet ihre Kollegin Vera Schoen an, wie umfassend häusliche Gewalt ist.
- Denn dazu gehören nicht nur körperliche und sexualisierte Gewalt durch den Partner - von der laut dem Bundesfamilienministerium jede vierte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben betroffen ist.
- Auch seelische, ökonomische und soziale Gewalt verursachen Leid. Um soziale Gewalt handelt es sich zum Beispiel, wenn ein Mann seiner Frau verbietet, das Haus außer zum Einkaufen zu verlassen.
Über eine Übung "Traummann und -frau" nähern sich Schülerinnen und Schüler der Problematik "Häusliche Gewalt".
"Eine Beziehung mit allen ihren Höhen und Tiefen verlangt viel Arbeit von beiden", leitet die Mitarbeiterin des Frauenhauses die nächste Übung ein. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich darüber klarwerden, bis zu welcher Grenze sie in einer Partnerschaft gehen. Es zeigt sich: Einem Schüler ginge es beispielsweise zu weit, wenn die Freundin ihm verbieten möchte, zum Fußball zu gehen, statt Zeit mit ihr zu verbringen. Eine Schülerin legt die Grenze dort fest, wo ihr Freund ihr untersagen will, sich mit anderen Schulfreunden zu treffen. Vera Schoen rät den Teilnehmenden, in solchen Situationen klar Position gegenüber dem Partner zu beziehen. "Denn erfolgen solche Grenzsetzungen nicht frühzeitig, besteht die Gefahr, dass der andere bald über einen verfügt und sich dann eine Spirale der Gewalt aufbauen kann", warnt sie.
Bundesweite Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" - Telefon 08000 116 016
Inzwischen haben Frauenhaus-Mitarbeiterinnen rund 40 Schulklassen mit etwa 700 Schülerinnen und Schülern über das Thema informiert. Sie hoffen, dass die zunächst bis Juli 2025 durch die Caritas und die Frauen des Soroptimist International Ingolstadt finanziell gesicherte Initiative "PräGe" ein dauerhaftes Präventionsprojekt wird