Über 5.800 Menschen hat die Ingolstädter Bahnhofsmission im vergangenen Jahr geholfen, dabei wurden knapp 7.200 Hilfen geleistet. Dies geht aus dem Jahresbericht 2023 dieser ökumenischen Einrichtung - deren Träger die Caritas-Kreisstelle und das Diakonische Werk Ingolstadt sind - hervor. "In der Regel handelt es sich bei den meisten Klienten um Einmalkontakte. Jedoch kommen immer mehr Menschen auch regelmäßig zu uns. Manche suchen uns auch mehrmals in der Woche auf", heißt es in dem Bericht. Nach diesem waren 625 Personen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Knapp 40 Prozent der Klienten hatte einen Migrationshintergrund. "Nach wie vor handelt es sich vielfach um EU-Bürger, vor allem aus Rumänien und Bulgarien, aber auch Flüchtlinge suchen uns auf." Auch Wohnungslose wandten sich an die Bahnhofsmission. "Meist handelt es sich um Personen, die ‚nirgendwo‘ übernachten, nicht angemeldet sind und keine Sozialleistungen erhalten. Manche von ihnen sind an Fachstellen zu vermitteln, andere wollen oder können an ihrer Situation nichts ändern", wird in dem Jahresbericht festgestellt.
Deutlich zugenommen haben laut diesem im Vergleich mit dem Vorjahr die Aufenthalte in der Bahnhofsmission: von knapp 900 auf über 1.300 Gäste. Stark angestiegen sind zudem die Hilfen im Reiseverkehr, "sicherlich auch der Corona-Zeit geschuldet", von rund 1.860 auf fast 2.900 Hilfeleistungen. Die Reisebegleitungen der Mobilen Bahnhofsmission stiegen von 9 auf 29. Dies ist ein freiwilliger Service, den vor allem ältere Menschen oder solche mit Behinderung gerne in Anspruch nehmen. So können sie weiterhin mobil sein, wenn sie sonst niemanden haben. Meistens begleiten Freiwillige diese Personen auf Strecken innerhalb von Bayern. Eine Ehrenamtliche reiste aber mit einer Seniorin im Rollstuhl sogar nach Hannover zu ihrer Tochter und ermöglichte ihr so einen "Tochter/Mutter"-Urlaub. "Deutlich zugenommen hat die Ausgabe von Essen und Getränken von 894 auf 1.035 Hilfeleistungen", wird berichtet. 135-mal ist Bekleidung ausgegeben worden. Die Bahnhofsmission sei nicht selten der erste Anknüpfungspunkt oder auch "der letzte Notnagel" für Menschen in seelischen und materiellen Nöten.
Die Bahnhofsmission wird von Heike Bergmann und Kurt Göttling mit insgesamt zwölf Wochenstunden geleitet. "Durch ihren enormen Einsatz, der weit über das übliche Maß hinausgeht, können wir die hohe Qualität unserer Arbeit sicherstellen", heißt es im Jahresbericht. Deren vielfältige Aufgaben reichen von der Gewinnung neuer Ehrenamtlicher über die Zusammenarbeit mit dem Bahnhofsmanagement und der Kooperation mit Fachstellen und Ämtern bis hin zur Organisation von Feiern, Ausflügen und weiteren Maßnahmen, "die dem sozialen Zusammenhalt und der Identifikation der Ehrenamtlichen dienen". Die derzeit 16 Freiwilligen, davon sieben Frauen und neun Männer, bildeten das Rückgrat des Dienstes. Sie bieten ihre Hilfen von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr an. "Wir sind die Bahnhofsmission" lautet ihr Motto, "und niemand ist sich zu schade, auch Dienste für andere zu übernehmen oder einzuspringen, wenn Not ist", wird festgestellt.
Die Stadt Ingolstadt hat laut dem Jahresbericht die Bahnhofsmission bisher mit einem freiwilligen jährlichen Zuschuss in Höhe von 8.000 Euro unterstützt. "Mit großer Freude vernahmen wir die Nachricht, dass die Stadt Ingolstadt ab 2024 diese freiwillige Förderung unbefristet auf 15.000 Euro im Jahr erhöht und so ihre Wertschätzung unserer Arbeit für die Einwohner von Ingolstadt zum Ausdruck bringt", wird berichtet.
Der Jahresbericht gibt auch einen Rückblick auf die 75-jährige Geschichte der Bahnhofsmission sowie dieses Jubiläum, das im vergangenen Jahr gefeiert wurde. Dort wird die Bedeutung der Einrichtung sowohl für Reisende als auch für Menschen in Armut und psychischen Notlagen betont und festgestellt: "Somit sind wir ein Seismograph für gesellschaftliche Entwicklungen."