Immer wieder engagieren sich Geflüchtete ehrenamtlich. Darauf macht der Caritasverband für die Diözese Eichstätt anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni aufmerksam. Derzeit sind es im Landkreis Eichstätt nach Schätzung von Angela Müller, Sprecherin für Flüchtlings- und Integrationsberatung im Bistum Eichstätt und Beraterin bei der Caritas-Kreisstelle Eichstätt, um die 30. Einige sind allgemein freiwillig tätig, zum Beispiel in der Nachbarschaftshilfe Beilngries. Andere setzen sich für andere Flüchtlinge ein. Zwei Geflüchtete, die sich in Eichstätt jeweils mehrere Stunden wöchentlich ehrenamtlich betätigen, sind Zainab Amarkhil (23) und Saleem Zmarial (41) aus Afghanistan.
Bei rund 200 Beratungen gedolmetscht
Zainab Amarkhil lebt seit eineinhalb Jahren in Eichstätt und absolviert derzeit jeden Nachmittag in der Woche einen Deutschkurs. Als es im Winter 2022/23 in der Turnhalle der Schottenau eine Notunterkunft für Geflüchtete gab, entschied sie sich spontan, bei der Ankunft von Geflüchteten in Bussen die dortigen Caritas-Beraterinnen und -Berater als Dolmetscherin zu unterstützen. Bei diesem ehrenamtlichen Engagement ist sie bis heute geblieben. Sie schätzt, dass sie bereits bei rund 200 Beratungen als Dolmetscherin von afghanischen Sprachen ins Englische und umgekehrt geholfen hat. Oft sind es nur Gespräche von wenigen Minuten, wenn zum Beispiel ein Bus mit Geflüchteten in der Erstaufnahme in Lenting ankommt. Doch auch längere Beratungen, etwa in der Stelle der Flüchtlings- und Integrationsberatung (FIB) der Caritas-Kreisstelle Eichstätt, begleitet sie immer wieder. "Ich freue mich, wenn ich damit meinen Landsleuten helfen kann", begründet sie ihr Engagement. Ihr selbst habe Angela Müller sehr bei ihrem Integrationsprozess geholfen. Deshalb möchte sie gerne etwas zurückgeben.
Neben ihrem Engagement als Dolmetscherin liegt ihr daran, dass sich insbesondere geflüchtete Frauen so gut wie möglich in die deutsche Gesellschaft integrieren und Mitsprache erhalten. Als im Übergangswohnheim am Kardinal-Preysing-Platz in Eichstätt Hausversammlungen organisiert wurden, motivierte sie afghanische Frauen, an diesen teilzunehmen. "Es ist viel wirkungsvoller, wenn das Landsleute machen, als wenn ich dies tue", erklärt Angela Müller. Eine von Zainab Amarkhil angesprochene Frau ist auch in den Hausbeirat dieser Unterkunft gewählt worden. "Ich wünsche mir, dass geflüchtete Frauen mehr Kenntnisse vom Leben in Deutschland erwerben sowie insbesondere von ihren Rechten", erklärt die Afghanin, die in ihrem Heimatland Jura studiert hat. Ihr Traum ist es, dies auch noch in Deutschland tun zu können.
Auch Saleem Zmarial, der seit einem Jahr in Deutschland ist, war schon für die FIB gelegentlich als Dolmetscher aktiv. Sein hauptsächliches ehrenamtliches Engagement ist aber politisch. In seinem Heimatland hat er Politikwissenschaft studiert und hatte eine eigene Radiostation. In Eichstätt betätigt er sich stark innerhalb einer Gruppe im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt zur Bildung junger Geflüchteter laeneAs an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Vor kurzem organisierte er maßgeblich eine Versammlung, die nach seinen Worten zum Ziel hat, "Empowerment" anzustoßen, um möglichst im Landkreis einen Migrationsbeirat ins Leben zu rufen. Seiner Meinung nach müssen grundsätzlich Migrantinnen und Migranten enger mit staatlichen Autoritäten kooperieren. "Migranten dürfen nicht nur darauf warten, dass der Staat etwas tut. Andererseits muss der Staat aber auch noch aktiver auf Menschen mit Migrationshintergrund zugehen", ist seine Überzeugung.
"Flüchtlinge aus der marginalisierten Ecke herausholen"
Neben diesem Engagement auf Landkreisebene ist Saleem Zmarial genauso wie Zainab Amarkhil für die Abhaltung von Hausversammlungen und Einrichtung von Hausbeiräten in dezentralen Unterkünften aktiv. Beide bringen sich dafür gerade in einem Projekt in einer großen Unterkunft in Großmehring ein. Saleem Zmarial hält es für wichtig, dass Geflüchtete selbst Themen aufgreifen und diskutieren. Im Hausbeirat im Übergangswohnheim Eichstätt widmet man sich derzeit zum Beispiel der Herausforderung Wohnungsnot. Der Wohnungsmangel betrifft auch viele Geflüchtete, die von einer dezentralen Unterkunft in eine eigene Wohnung ziehen möchten, aber keine finden. "Ich habe erlebt, dass die Caritas sich mit viel Geduld und Mitgefühl für Geflüchtete einsetzt", erklärt der Afghane, warum auch er sich stark für die Integration Betroffener engagiert. "Wir müssen Flüchtlinge aus der marginalisierten Ecke herausholen: durch Gespräche und soziale Aktivitäten. Davon profitieren letztlich sowohl Geflüchtete als auch die deutsche Bevölkerung", ist seine Botschaft zum Weltflüchtlingstag.
Caritas-Mitarbeiterin Angela Müller zeigt sich sehr dankbar für das Ehrenamt Geflüchteter, sei es durch politischen Einsatz, Hilfe beim Ausfüllen von Formularen für Landsleute oder Dolmetschertätigkeiten. Für Letztere hat sie eine Liste von rund 15 Personen, die sich dazu bereiterklärt haben und auf Abruf zur Verfügung stehen. Die Zusammenarbeit mit Dolmetschern bringe sowohl diesen als auch den Caritasberaterinnen und - beratern etwas über die konkrete Übersetzungshilfe hinaus. "Sie erfahren dabei Nützliches über das deutsche System, zum Beispiel das Aufenthaltsrecht, den Kindergeldantrag oder die Schulausbildung. Und wir lernen dadurch einiges über die Herkunftsländer und deren Kultur", so Angela Müller.