"Ohne Liebe ist alles nichts." Dieser Spruch, der Motto des Diözesan-Caritasverbandes Eichstätt bei dessen 100. Jubiläum im Jahr 2018 war, steht auf einem Aufkleber auf der Rückseite des Handys von Hasive Pachur (54). Die gebürtige Mexikanerin organisiert seit 2018 für die Caritas-Kreisstelle Weißenburg hauptamtlich das Projekt "Hand in Hand gegen Altersarmut", das die Kreisstelle zusammen mit der Stadt Gunzenhausen ins Leben gerufen hatte.
"Ich bin sehr zufrieden mit ihr"
Dafür leistet Hasive Pachur zweimal in der Woche jeweils zwei Stunden Seniorenberatung und koordiniert einen ebenfalls zweimal wöchentlich stattfindenden Mittagstisch im städtischen Seniorenheim Burkhard-von-Seckendorff sowie ein zweimal monatlich durchgeführtes Seniorencafé in der katholischen Pfarrei St. Marien in Gunzenhausen. Und das tut sie ganz im Sinne des Caritasspruchs mit Herz. "Ich bin sehr zufrieden mit ihr. Wenn man ein Problem hat, kann man sich jederzeit an sie wenden", sagt die 66-jährige Agnes Braun beim Mittagstisch. Sie hat nur eine geringe Rente. Hasive Pachur hat für sie nach einer Beratung organisiert, dass sie für einen Symbolbetrag von einem Euro daran teilnehmen kann. Ebenso wie mehrere andere Senioren, etwa der 67-jährige Wladimir Barantschikov, der meint: "Es ist hier alles gut organisiert. Alles funktioniert perfekt."
Hasive Pachur kam zum ersten Mal 1995 nach Deutschland. In Essen war sie ein Jahr lang Aupair-Mädchen. In dieser Zeit lernte sie ihren späteren Ehemann kennen. Nach einigen Jahren Fernbeziehung zog sie im Jahr 2000 ganz hierher, heiratete und arbeitete als Pflegehelferin in einem Altenheim in Bad Württemberg. In Mexiko war sie als Sozialarbeiterin in einem Krankenhaus tätig gewesen, "doch es war damals in Baden-Württemberg zu kompliziert, diesen Beruf anerkennen zu lassen, sodass ich das gelassen habe", so Hasive Pachur.
Aus beruflichen Gründen des Ehemanns zog das Paar einige Jahre später nach Gunzenhausen, wo sie im Jahr 2007 ihre Tochter bekamen. Hasive Pachur beschloss, sich zunächst ganz ihrer Erziehung zu widmen. Als das Mädchen in den Kindergarten kam, engagierte sie sich ehrenamtlich in der Pfarrei St. Marien, wo sie auch regelmäßig in die Kirche geht. Noch heute verkauft sie dort mit einer Freundin zusammen ab und zu nach Gottesdiensten Waren aus dem Eine-Welt-Laden, deren Erlös am Ende eines Jahres immer einer Hilfsorganisation zugutekommt. Eines Tages sah sie zufällig bei der Caritas in Gunzenhausen einen Aushang "Caritas sucht Ehrenamtliche". Hasive Pachur trat sofort ein und kam ins Gespräch mit Alexandra Trögl, der Leiterin der Caritas-Kreisstelle Weißenburg, zu der die Stelle in Gunzenhausen gehört. Diese suchte jemanden für Büroarbeit. Hasive Pachur zögerte nicht lange und übernahm diese Aufgabe. Neben üblicher Büroarbeit organisierte sie beispielsweise einen Stand gemeinsam mit der örtlichen Caritas-Sozialstation bei einem Gesundheitsmarkt in Gunzenhausen und ein Treffen für ehrenamtliche Ämterlotsen in Weißenburg. Seit 2013 stellt sie auch freiwillig die Scheine für die Speis, die Tafel in Gunzenhausen, aus.
Nun ist sie froh, dass sie seit sechs Jahren hauptamtlich das Altersarmutsprojekt organisieren und koordinieren darf. "Ich bin Frau Trögl sehr dankbar, dass ich so wieder eine Tätigkeit im sozialen Bereich leisten kann. Das wollte ich schon, seit ich 13 Jahre alt war", erklärt sie.
Diese Aufgabe erfüllt sie. Dank ihrer Seniorenberatung konnte zum Beispiel ein obdachloser Mensch wieder in Arbeit und in ein geregeltes Leben geführt werden. Im Seniorencafé sagte ihr neulich eine Witwe: "Seit ich hier bin, kann ich wieder lachen." Die Caritas-Mitarbeiterin freut sich, dass im Café inzwischen Freundschaften zwischen alten Menschen entstanden sind, die sich zuvor nicht kannten. Für ihre Klientinnen und Klienten in allen drei Bereichen - Seniorenberatung, Mittagstisch und Seniorencafé - organisiert Hasive Pachur auch Ausflüge: zuletzt zum Beispiel zum Frühlingsfest nach Nürnberg, zu einer Stadtführung in Wemding und an den Altmühlsee. Hinzu kommen regelmäßig ein Sommerfest und eine Weihnachtsfeier.
Als schwierigste Phase hat die Caritas-Mitarbeiterin die Coronazeit in Erinnerung. Seinerzeit musste sie ihre Klientinnen und Klienten telefonisch betreuen. Statt des gemeinsamen Mittagessens wurde Essen auf Rädern an diese ausgefahren. "Da gab es viel Isolation und Einsamkeit" bedauert Hasive Pachur. Sie ist froh, dass diese Zeit vorbei ist. "Gerade die Gruppenarbeit beim Seniorencafé ist das, was ich am liebsten mache", erzählt sie. Weniger gerne sitzt sie am Computer, wenngleich sie schon seit ihren früheren Beschäftigungen im Krankenhaus und Altenheim weiß, dass Dokumentation wichtig ist. "Doch ich bin eben lieber bei den Menschen." Für sie hätte sie gerne noch mehr Zeit, als es im Alltag manchmal möglich ist: "Zu mir kommt zum Beispiel regelmäßig eine Frau, die sich nur aussprechen will, weil sie viel Redebedarf hat."
Glücklich bei der Caritas
Hasive Pachur ist glücklich, bei der Caritas arbeiten zu können: "Wenn man jemandem sagt, dass man bei der Caritas tätig ist, weiß sofort jeder, auch in Mexiko, was damit gemeint ist", ist ihre Erfahrung. "Und Caritas ist Nächstenliebe: Liebe und Arbeit sind für mich zwei wesentliche Säulen des Lebens". Hasive Pachur bringt im Projekt gegen Altersarmut in Gunzenhausen beide Säulen zusammen.
Ihre Sprechstunden in der Bühringerstraße 14e in Gunzenhausen sind dienstags und freitags jeweils von 9 bis 11 Uhr. Telefonisch ist sie im Büro unter 09141 87339-52 oder ansonsten unter 0151 17625384 zu erreichen.