„Caritas öffnet Türen. Allgemeine Sozialberatung sichern.“
"Caritas öffnet Türen. Allgemeine Sozialberatung sichern." Unter diesem Motto führen die Caritas, der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und der Sozialdienst katholischer Männer (SKM) in ganz Deutschland zwischen dem Internationalen Tag zur Beseitigung der Armut am 17. Oktober und dem vom früheren Papst Franziskus ausgerufenen Welttag der Armen am 16. November ihre Armutswochen durch. Der Caritasverband für die Diözese Eichstätt leistet an allen seinen sieben Kreisstellen im Bistum seinen Kerndienst Allgemeine Sozialberatung (ASB). Welche Menschen kommen in diese Beratung und wie wird ihnen dort geholfen? Darüber informiert die Caritas-Kreisstelle in Neumarkt.
Allgemeine Sozialberatung ist vielfältig
"Finanzielle Notlagen, sozialrechtliche Probleme, Krankheit, Wohnungslosigkeit sowie Schwierigkeiten in menschlichen Beziehungen sind wesentliche Gründe, weshalb Menschen uns aufsuchen", erklärt die Neumarkter Caritas-Mitarbeiterin Brigitte Falkner. Laut ihrer Statistik suchten im vergangenen Jahr wesentlich mehr alleinstehende sowie alleinerziehende Personen als Familien die Beratungsstelle auf. "Das liegt zum einen daran, dass diesem Personenkreis insgesamt oft weniger Geld zur Verfügung steht, aber auch daran, dass sie bei den zu bewältigenden Alltagsaufgaben weniger Unterstützung erfahren", so die Pädagogin. Knapp 60 Prozent der Hilfesuchenden seien Frauen, die Altersgruppe zwischen 30 und 65 Jahren stelle die am häufigsten nachfragende Gruppe dar.
Bei den meisten Ratsuchenden geht es der Caritas-Mitarbeiterin zufolge um Existenzsicherung. Im Zuge der gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten ist der Beratungsbedarf bei den Menschen und damit die Nachfrage in der Sozialberatungsstelle enorm angestiegen. Auch Menschen mittleren Einkommens geraten zunehmend in existenzbedrohende Situationen. "Wir Beraterinnen und Berater prüfen, welche staatlichen Leistungen den Betroffenen zustehen und begleiten sie bei der Antragstellung", so Falkner. "Ebenso suchen geflüchtete Menschen vermehrt die Beratung auf, da sie in der Regel nach drei Jahren Aufenthalt in Deutschland aus den Migrationsdiensten an die ASB weiterverwiesen werden". Mangelnde digitale Kompetenzen und sprachliche Barrieren bei Betroffenen stellen die Sozialberaterin ihrer Schilderung nach zusätzlich vor neue Herausforderungen. Hinzu kämen zum Teil lange Bearbeitungszeiten von Anträgen bei Behörden, welche eine schnelle Entlastung der Ratsuchenden in prekären Lebenslagen erschweren. Dadurch werde mitunter auch Unterstützung in Form von Sach- und Geldleistungen seitens der Caritas notwendig, so die Caritas-Mitarbeiterin.
Einzige Anlaufstelle dieser Art mit Lotsenfunktion
Die Allgemeine Sozialberatung ist Anlaufstelle für alle Menschen mit den unterschiedlichsten Problemlagen. Laut der Caritas finden Menschen in prekären Lebenssituationen dort die notwendige direkte Ansprache. Die Nachfrage nach diesem Angebot steige stetig. 2024 waren laut Statistischem Bundesamt bundesweit gut 20 Prozent der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, was 17,6 Millionen Menschen entspricht. Die Armutsgefährdungsquote steige aktuell in Gruppen, die nur schwer von den Hilfesystemen erreicht werden - zum Beispiel Senioren, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen in Wohnungsnot oder multiplen Belastungen. Gleichzeitig stünden Hilfesuchende einer zunehmenden Unübersichtlichkeit und Digitalisierung des Antragswesens gegenüber, so die Behörde. Durch die immer komplexeren Fragestellungen in der Gesellschaft seien auch die sozialen Sicherungssysteme immer umfangreicher und komplizierter geworden. "Die Allgemeine Sozialberatung dient damit als eine erste zentrale Anlaufstelle, niedrigschwellig und kostenlos, die auch eine wichtige Clearing-Funktion innehat" informiert Brigitte Falkner.
Finanzierung muss dringend gesichert werden
Die Allgemeine Sozialberatung versteht sich als unverzichtbarer Grunddienst der verbandlichen Caritas. Aktuell wird sie allein aus Kirchensteuergeldern sowie Spendenmitteln der Caritas finanziert. Damit die ASB nachhaltig gesichert und weiterentwickelt werden kann, bedarf es dem katholischen Wohlfahrtsverband zufolge neben den kirchlichen Mitteln zusätzlich einer planbaren Ko-Finanzierung durch Kommunen und Länder. "Schließlich", so die Caritas-Mitarbeiterin aus Neumarkt, "erleichtern wir die Arbeit der Kommunen erheblich, indem wir Betroffene sozialrechtlich beraten und ihnen als Wegweiser im Behördendschungel zur Seite stehen." Die Sozialberatung sei somit ein wichtiges Glied der Wirkungskette in der Prävention und Bekämpfung von Armut und ein zentraler Anker der sozialen Daseinsvorsorge. Sie helfe dort, wo staatliche Hilfen begrenzt seien und leiste einen wesentlichen Beitrag zur Ausgestaltung des Sozialstaates.
Die Veranstalter der Armutswochen sind sich einig, dass die Investition in das Angebot der Allgemeinen Sozialberatung nicht nur den Ratsuchenden selbst zugutekomme, sondern der gesamten Gesellschaft. Sie sehen die Sozialpolitik in unserem Land gerade nicht hoch im Kurs und befürchten eine Aushöhlung des Sozialstaates. Das gefährde die Demokratie - und den Zusammenhalt. Caritas, SkF und SKM stehen deshalb für eine stabile, verlässliche soziale Daseinsvorsorge mit einer starken Sozialberatung, die eine wesentliche Säule für den Zusammenhalt einer solidarischen Gesellschaft sei und einer Stärkung der Demokratie dienen könne.