Mehr für Finanzbildung tun
Olivia Feyerlein fordert mehr Finanzbildung von der Grundschule an, um Überschuldung zu vermeiden. Foto: Caritas/Peter Esser
Viele Menschen überschulden sich, weil sie zu wenig Finanzbildung haben. Darauf macht der Caritasverband für die Diözese Eichstätt anlässlich der bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung vom 2. bis zum 6. Juni 2025 aufmerksam. Die Woche steht unter dem Motto "Beste Investition - Finanzbildung. Wenn aus Minus Plus wird". Der Caritasverband Eichstätt unterstützt die Aktion.
Etwa ein Drittel aller Klientinnen und Klienten betroffen
Nach Mitteilung von Olivia Feyerlein, Schuldnerberaterin bei der Caritas-Kreisstelle Weißenburg und Sprecherin für diesen Bereich beim Caritasverband, ist etwa ein Drittel aller Klientinnen und Klienten bei den fünf Caritas-Beratungsstellen in Eichstätt, Ingolstadt, Neumarkt, Roth und Weißenburg von mangelnder Finanzbildung betroffen. Lediglich Trennung und Scheidung sowie Arbeitslosigkeit und Krankheit seien noch wesentlichere Ursachen für Überschuldungen.
Betroffen sind Olivia Feyerlein zufolge vor allem Menschen jüngeren Alters. "Ältere Leute haben eher Probleme mit neuen Medien wie Online-Bezahldiensten, aber ihre Finanzbildung insgesamt besser im Griff. Jüngere sind hingegen oft maßlos überfordert, einen Überblick über ihre Einnahmen und Ausgaben zu wahren. Sie wissen oft etwa nicht, wie viel sie für Lebensmittel oder die Autoversicherung ausgeben", so die Erfahrung der Schuldnerberaterin. Vor kurzem sei ein knapp 40-jähriger alleinstehender Mann bei ihr in der Beratung gewesen, "der immerhin ein monatliches Nettoeinkommen von rund 3.500 Euro hat. Er hatte aber auch Ausgaben von etwa 4.000 Euro. Von seinem Konto gingen Beträge für allein vier Lebensversicherungen ab, er wusste aber gar nicht, bei wem er diese Versicherungen abgeschlossen hatte", berichtet Olivia Feyerlein. Inzwischen habe der Mann sein Geld besser unter Kontrolle.
Etwa die Hälfte ihrer Klientinnen und Klienten mit dem Problem fehlende Finanzbildung kommt laut der Schuldnerberaterin durch den Kontakt mit ihr auf den richtigen Weg und somit vom Minus ins Plus, "weil diese sich den Abbau der Überschuldung auch zu einem festen Ziel gesetzt haben". Andere tun sich nach ihrer Erfahrung hingegen schwer damit, dass sie aufgrund ihrer Überschuldung beispielsweise "nicht mehrere Pay-TV-Abos und kein teures Auto haben sollten. Sie möchten sich in unserer Konsumgesellschaft nicht einschränken, sondern mit anderen mithalten."
Finanzbildung als Schulfach gefordert
Um Menschen möglichst frühzeitig Finanzbildung zu ermöglichen, fordert Olivia Feyerlein wie die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände, finanzielle Bildung zum Schulfach ab der Grundschule zu machen. Außerdem solle der Staat Präventionsangebote von Schuldnerberatungsstellen auf diesem Gebiet finanzieren. Bisher stehe dafür in der Regel weder Zeit noch Geld zur Verfügung, erklärt die Weißenburger Schuldnerberaterin. Es gebe zwar vereinzelte Projekte der Finanzierung wie sie etwa die Bank ING-DiBa - auch ING Deutschland genannt - in Kooperation mit dem Deutschen Caritasverband in Schulen und Jugendzentren unter dem Motto "Young Finance" leiste. Nötig ist nach ihrer Auffassung aber eine gesetzlich verankerte staatliche Förderung aller nicht interessengeleiteten Präventionsangebote, welche Schuldnerberatungsstellen ermöglichen.
In der Pflicht stehen nach Meinung der Caritas-Sprecherin aber auch die Eltern von Kindern und Jugendlichen: "Sie sollten diesen ein angemessenes, nicht zu hohes Taschengeld gewähren und mit ihren Kindern darüber reden, wenn dieses bereits nach wenigen Tagen aufgebraucht ist."
Offene Sprechstunde vom 2. bis 4. Juni in Ingolstadt
Nach Information von Olivia Feyerlein bietet die Schuldnerberatung der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt vom 2. bis 4. Juni von jeweils 8 bis 12 Uhr sowie 14 bis 18 Uhr eine offene Sprechstunde ohne Terminvereinbarung an: in der Jesuitenstraße 1 in Ingolstadt, Telefon: 0841 3090.