Im Rahmen der bundesweiten Aktion "Rollentausch" besuchte Bezirksrat Michael Kern die Beratungsstelle für psychische Gesundheit der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt. Sie besitzt einen gerontopsychiatrischem Fachbereich, der sich auf Senioren spezialisiert hat. So stand das Thema "Isolation und Einsamkeit von psychisch kranken älteren Menschen" im Mittelpunkt der Runde. Gesprächspartner waren dabei nicht nur Betroffene und Mitarbeiter der Beratungsstelle, sondern auch Angehörige von erkrankten Menschen.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Gespräch mit Bezirksrat Michael Kern (Mitte)Andrea Ploß / Caritas
Unterschiedlichste Alltagssorgen berichtet
Ganz plastisch schilderten die Diskussionsteilnehmer dem Ingolstädter Lokalpolitiker ihre unterschiedlichen Schwierigkeiten, die ihnen ihre psychischen Erkrankungen im Alltag bereiten. Eine Angehörige berichtete von ihren Sorgen um den psychisch kranken Sohn, eine andere um die erkrankte Mutter. Ein großes Thema war allerdings ein oft anstehender, notwendiger Umzug und die damit verbundene Entwurzelung von der Heimat. Psychisch kranken Menschen falle es deutlich schwerer in einem fremden Umfeld Kontakt und einen neuen Lebensmittelpunkt aufzubauen. Bei den Betroffenen zeige sich stattdessen verstärkt die Tendenz, sich zurückzuziehen und manchmal sogar überhaupt nicht mehr aus dem Haus zu gehen. Da Angehörige zum Teil weiter weg wohnen, im Berufsleben stehen oder sich um eigene Kinder kümmern müssen, sind diese häufig mit der Situation überfordert. Gerade hier kann der gerontopsychiatrische Dienst eine wichtige Anlaufstelle sein.
Wichtiger Dienst der Beratungsstelle
Alle beratenen alten Menschen betonten, wie wichtig dieser Dienst für sie sei, um Ansprechpartner und Unterstützung zu haben. Die Termine oder Hausbesuche mit den Mitarbeitern werden als ein "Highlight" im Alltag erlebt. Während der Gespräche vergehe die Zeit oft wie im Flug. Gegenüber Bezirksrat Kern schilderten die Betroffenen auch ihre Schwierigkeiten und Hemmschwellen, sich bestehenden Seniorengruppen anzuschließen. Gleichzeitig zeigten sie sich daher aber auch froh um die fachlich durchgeführten Gruppen der Caritas-Beratungsstelle. Verstärkt wurde der Wunsch nach mehr Angeboten tagsüber geäußert, die von Fachkräften angeleitet werden.
Neben dem Gespräch mit den Betroffenen diskutierte Dr. Michael Kern auch mit der Leiterin der Caritas-Beratungsstelle, Diplom-Psychologin Andrea Ploß, und den für den Fachbereich zuständigen Sozialpädagoginnen Silke Felsmann, Miriam Hirsch, Margot Baier und Christine Knosp. Kern zeigte sich von den Informationen ergriffen: Die Einblicke in das Leben der Betroffenen seien für ihn sehr bereichernd gewesen. "Es war für mich sehr schön zu erfahren, dass sich die Klienten sich im Gespräch mit mir so geöffnet haben und ich persönliche Fragen stellen konnte", sagte Kern. Der Bezirksrat betonte die Wichtigkeit eines ambulanten gerontopsychiatrischen Beratungsangebotes und auch die Notwendigkeit, in diesen Bereich zu investieren, nicht zuletzt weil dadurch wiederholte stationäre Aufenthalte von älteren psychisch kranken Menschen vermieden werden könnten.
Erfolgreiche Aktion Rollentausch
Ziel der Aktion Rollentausch ist es, Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft die Möglichkeit zu geben, soziale Arbeit und Pflege in der Praxis kennenzulernen. Durch direkten Kontakt mit Betroffenen sollen Nöte und Hilfen den Verantwortlichen veranschaulicht werden. "Das Gespräch mit Dr. Michael Kern trug ganz sicher dazu bei, das Verständnis für die Situation der älteren Menschen mit psychischen Problemen zu wecken und die Notwendigkeit der gerontopsychiatrischem Beratungsstelle zu erklären", resümierte Andrea Ploß nach dem Gespräch.
Hinweis:
Die gerontopsychiatrischem Beratungsstelle ist unter der Telefonnummer 0841/ 309-100 zu erreichen.