Stress mit den Eltern, Liebeskummer oder Streit mit der besten Freundin: Die Gründe sind vielfältig, weshalb Schülerinnen und Schüler an der Schule am Museum Schwabach die Caritas-Sozialpädagogin Susanne Grüner aufsuchen. Sie leistet dort seit gut fünf Jahren Jugendsozialarbeit. "Wenn es mir schlecht geht oder ich etwas auf dem Herzen habe, gibt Frau Grüner mir Ratschläge, und dann gehe ich mit einem guten Gefühl hier heraus", meint die 13-jährige Anna. Mal weiß sie dann, dass sie eine Beleidigung besser ignoriert, mal, dass sie sich nach einem Streit mit einem Mitschüler besser schnell mit diesem aussöhnen sollte. Die Jugendsozialarbeiterin ist da dann auch gerne dabei, wenn die Jugendlichen dies wünschen.
Für Kinder und Lehrkräfte da
Von den rund 200 Schülerinnen und Schülern an der Schule, die ein sonderpädagogisches Förderzentrum ist, kommen derzeit etwa 20 regelmäßig zu Susanne Grüner. "Die Mädchen und Jungen hier sind überwiegend verhaltensauffällige und lernschwache Kinder", informiert sie. Einige gehen daher auch zu ihr, weil sie mit dem Lernen ihre Probleme haben. Die Sozialpädagogin animiert diese dann zum Beispiel dazu, einen Lernplan aufzustellen, Pausen einzuhalten und setzt sich außerdem öfters mit der Lehrkraft in Verbindung. Auch die Lehrerinnen und Lehrer kommen auf die Caritas-Mitarbeiterin zu, wenn sie einen Rat brauchen: etwa, weil sich ein Schüler schlecht aufführt. Immer wieder versucht sie auch, Probleme an einem runden Tisch gemeinsam mit Eltern, Lehrern und Jugendamt zu lösen.
Neben der Einzelfallhilfe organisiert Susanne Grüner Workshops, zum Beispiel in einer Spiele AG. "Viele wissen nicht, wie man ein Gesellschaftsspiel spielt und sind dann erst einmal gelangweilt", erfährt sie häufig. Umso wichtiger findet sie es, den Schülerinnen und Schülern einfache Spiele zu erklären - "als sinnvolle und entspannende Alternative zu Computerspielen und ständiger Handynutzung".
Überraschungstüten in Coronazeit
Eine besonders schwierige Zeit war nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Caritas-Mitarbeiterin die Phase des ersten Corona-Lockdowns im vergangenen Jahr. " Das war eine Katastrophe, denn da sind Schülerinnen und Schüler regelrecht ‚abgetaucht‘", berichtet Susanne Grüner. Die Jugendsozialarbeiterin und ihre Kolleginnen sowie Kollegen an anderen Schulen machten daher "Hausbesuche auf Abstand" bei den Familien. Sie brachten den Schülerinnen und Schülern Überraschungstüten mit unter anderem Süßigkeiten, einem Muffinrezept, Bastelanleitungen und einer Liste mit Telefonnummern: der Nummer der Jugendsozialarbeit, aber auch von Sozialberatungsstellen und Erziehungsberatungen. Die Besuche nutzten viele Familien, um sich gegenüber den Jugendsozialarbeitenden mal auszusprechen: zum Beispiel über schwieriges Homeschooling in engen Wohnverhältnissen. Immerhin konnten die Engagierten den Müttern und Vätern zumindest teilweise auf Fragen der Ungewissheit antworten wie "Stimmt es, dass die Spielplätze gesperrt sind?" oder "Wann fängt die Schule wieder an?"
Im zweiten Lockdown nutzte Susanne Grüner die nun gegebene Kontaktmöglichkeit über Microsoft Teams, um Kurzgespräche mit ihren "Klientinnen und Klienten" zu führen und Termine für Beratungen bei Spaziergängen zu vereinbaren. Wo Computer und Notebooks in Haushalten fehlten, half sie zudem dabei, Leihgeräte der Schule zu vermitteln.
Ressourcen begrenzt
Die Jugendsozialarbeiterin geht davon aus, "dass die Auswirkungen der Coronazeit auf die jungen Menschen noch nicht wirklich absehbar sind". Froh ist sie darüber, "dass es Jugendsozialarbeit gelingt, zu einem Stück weit mehr Bildungsgerechtigkeit beizutragen" - ob in der Pandemie oder "zu Normalzeiten". Freilich ist sie sich auch der Grenzen bewusst: "Viele Kinder in der Schule, die Hilfe bräuchten, tauchen gar nicht bei mir auf. Wenn diese einmal kämen, wären aber auch schnell meine Ressourcen mit einer 30-Stundenwoche erschöpft."